Gute Erfahrungen mit Konzept "Brückenklasse" gemacht.

 Aus: Viechtacher Anzeiger, vom 01. Dezember 2022

Kinder und Jugendliche aus der Ukraine an den Schulen integrieren, ihnen das Ankommen erleichtern – das ist das Ziel der sogenannten Brückenklassen, die das Kultusministerium für dieses Schuljahr in Bayern neu eingerichtet hat. Auch in Viechtach gibt es zwei Brückenklassen: eine an der Mittelschule und eine an der Realschule. Elf Schüler sind derzeit in der Brückenklasse der Mittelschule, wie die Stellvertretende Schulleiterin Vera Weinberger erzählt. Das Besondere: alle Jahrgangstufen – also Schüler der 5. Bis 9. Klasse – sind hier zusammen. „19 Stunden pro Woche, wenn sie in dieser Klasse unterrichtet, wobei der Schwerpunkt auf Deutschlernen liegt. Zehn Stunden haben sie Deutsch als Zweitsprache“, so Weinberger. Dazu kommen noch vier Stunden Englisch und fünf Mathematik. Diese Einleitung laut Weinberger vom Kulturministerium vorgegeben. In den übrigen Unterrichtsstunden sind die Schüler an der Mittelschule in ihren Regelklassen. „Da können sie beispielweise in die Fächer Technik oder Wirtschnuppern. “Auch GPG (Geschichte/Politik/Geographie) und NT (Natur und Technik) werden in den Regelklassen Unterricht. In all diesen Fächern könnten die Schüler aus der Ukraine ihr Deutsch in Verbindung mit Sachthemen vertiefen, sie die stellvertretende Schulleiterin. „Manche fällt das Deutschlernen ganz leicht, weil sie schon Vorkenntnisse haben. Andere haben mehr Schwierigkeiten damit“, weiß sie.

Ehemalige ukrainische Lehrerin hilft aus

Umso mehr freut sie sich über die Unterstützung einer ehemaligen Lehrerin  aus der Ukraine, die in der Brückenklasse Deutsch als Fremdsprache unterrichtet. „Sie lebt schon viele Jahre hier und ist für uns ein Glücksfall.“

Die Schulleiterin Ida Maria Kärtner habe sich zu Beginn des neuen Schuljahres darum gekümmert, dass alle Stunden in der Brückenklasse besetzt sind. „Nur mit unseren Lehrkräften hätten wir das nicht abdecken können“, so Weinberger. Unterstützung gibt es nun – neben der Lehrerin aus der Ukraine – durch weitere externe Fachkräfte, die nicht nur Deutsch, sondern auch Mathematik unterrichten. ,, Das sind alles Leute mit Vorerfahrung, die gut gerüstet sind“, betont Weinberger.

In Englisch werden sie von einem Lehrer der Mittelschule unterrichtet: Von Gerd Winklbauer, der zugleich der Klassenleiter ist. Laut Winklbauer sind die meisten Schüler bereits im letzten Schuljahr an die Mittelschule gekommen und wurden da noch in den Regelklassen mitunterrichtet.

Bessere Integration in Regelklassen

,,Die Brückenklasse war daher am Anfang noch ungewohnt für sie. Aber der Klassenverband funktioniert gut. Trotz des großen Altersunterschiedes“, berichtet Winklbauer von seinen bisherigen Erfahrungen. ,,Auch wenn sich natürlich, wie in jeder Klasse, Gruppen bilden, helfen sie sich über die Klassenstufen hinweg“, freut er sich. Winklbauer ist der Meinung, dass man in der Brückenklasse, die relativ klein ist, besser auf die Schüler eingehen kann. ,,Sie haben Kriegserfahrungen hinter sich, damit muss man sensibel umgehen.“ Auch zum Deutschlernen sei die Brückenklasse ideal. ,, Die Integrationsmöglichkeit wäre allerdings in der Regelklasse besser“, so Winklbauer. Daher findet er es gut, dass die Schüler nicht nur in der Brückenklasse unterrichtet werden, sondern für elf Stunden pro Woche in ihrer jeweiligen Klasse sind. Durch diese Kombination könne man die Buben und Mädchen auf den Stand der Regelklassen bringen. ,,Wir wissen ja nicht, wie lange die Schüler bei uns sind und ob sie vielleicht auch ihren Abschluss bei und machen“, so Winklbauer. Seiner Meinung nach sollten die Kinder und Jugendlichen die Zeit hier nicht vergeuden, sondern nutzen. ,,Sie wollen sich Wohlfühlen und aufgehoben fühlen, aber auch aufs Leben vorbereitet werden.“